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Artikel aus: „Maine Coon International“ Ausgabe13 Winter 1997/98 (deutsche Übersetzung).


Die Colourpoint Maine Coon


Am 18. Mai 1997, während einer Fünfer Show, sah ich zum ersten mal eine Colourpoint Maine Coon. Ich war ziemlich überrascht, da ich auch erst seit kurzen in der Welt der Katzenliebhaber war, da ich bislang davon ausgegangen bin, dass es so etwas einfach nicht gibt. Meiner Meinung nach war diese Färbung vom Zuchtstandard ausgeschlossen worden, gerade um zu verhindern, dass „Modeliebhaber“ oder der „Zauberlehrling“ „Birma Maine Coons“ erschaffen würden. Die Katze selbst, von der ich später erfuhr, dass es „Gigant Cats Don Carlos“ war, schaute aus, wie viele andere Maine Coons auch, bis auf diese Farbe. Es hat mich nur gewundert, dass er juriert werden würde.


Nach der Show in Düsseldorf habe ich noch einmal darüber nachgedacht. Mir wurde ein 15 Seiten starkes Dokument gegeben, über diese Colourpoint Maine Coon. Darunter befand sich ein offener Brief von Don Carlo‘s Besitzer und eine Vielzahl von Auszügen aus Katzenzeitschriften (unter diesen auch eine der MCI über die Gründerkatzen). Während ich diese las, wurde mir klar, dass die ‚natürliche‘ Zucht, welche ich so liebte, sich auf der einen Seite nie ohne Kontakt zum Rest der Welt entwickelt hatte, auf der anderen auch nicht frei war von den Eingriffen der Züchter, mit all den Einflüssen, welche es auf ihre Reinheit hatte.


Die Colourpoint Maine Coon stellt für uns ein Problem dar, da dieses Pointgen nur bei siamesischen Katzen vorkommt, was bedeutet, dass jede Katze mit diesem Gen zumindest einen Vorfahren hat, welche entweder eine siamesische Katze war (oder Birma oder Colourpoint-Perser). Man sagt aber, dass die Maine Coon, zusammen mit der Norwegischen Waldkatze und der Sibirischen Katze, aus einer “natürlichen“ Zucht stammt. Es wird angenommen, dass sich diese Rasse innerhalb ihres natürlichen Lebensraums und ohne Einkreuzung von anderen Rasen entwickelt hat. Ein zusätzliches Problem ist, dass das Colourpointgen rezessiv ist, wie z.B. die Farbe Blau. Das bedeutet also, dass das Colourpoint nur dann auftritt, wenn beide Eltern das Gen tragen, dass aber nicht jedes Trägertier eine Coloupoint ist.


Es scheint, als ob es zwei mögliche Ursachen für das Auftreten des Pointgens in den Maine Coon gibt, keine ist schlüssig. Einige denken es rührt von einem Unfall in der Zucht her - eine Birma Katze könnte sich mit einer Maine Coon gepaart haben. Bedenkt man jedoch den rezessiven Charakter des Gens, müsste es mehrere Male passiert sein, bis deren Nachkommen miteinander verpaart, auch wieder Colourpoint Nachkommen hatten. Andere denken, dass dies im Bereich einer Ursünde geschah. Die Gründerkatzen wurden auf der Straße gefunden und man mag überrascht sein von der Tatsache, dass „Bridgett Katt“ eine ‚tortie smoke‘ war, eine unübliche Farbe für eine Hauskatze. Darüber hinaus wurde das Zuchtbuch für viele Jahre offen gehalten - was bei vielen Gelegenheiten das unerwünschte Gen hätte hineinschlüpfen lassen können.


Die Colourpoint Maine Coon um die es geht, existierte und über sie wurde eine lange Zeit diskutiert, besonders in Deutschland und der Schweiz. Es scheint so, als wurden die ersten Kitten, welche als Coloupoint Maine Coons bezeichnet wurden, (jedenfalls was Deutschland betrifft) 1976/1977 geboren, sie überlebten aber nur ein paar Monate, so dass es keine festen Beweise für ihre Existenz gibt. Die ersten „echten“ Colourpoint Maine Coon Kitten wurden 1990 von Eltern der selben Blutlinie geboren.


Es gab sicher noch mehr, aber in Deutschland wurden die Züchter am Telefon von anderen Züchtern eingeschüchtert (und die Kätzchen wurden vergiftet) um zu verhindern, dass die Colourpoint Maine Coons an die Öffentlichkeit kamen. Dieses Verhalten, trug nicht gerade zu mehr Offenheit darüber bei.

Markus und Nichole Haeseli, die Züchter und Besitzer von „Don Carlos“, erzählten, wie überrascht sie vom ersten Wurf ihrer „Queen Belinda Blue of Gold Rain“ mit „Chandor of Ukan“ waren. Es waren drei „Black-tabbys“ und ein „Weißes“, welches sich später zu einer „Blue-Point“ ausfärbte. Auch sie haben die Anfeindungen von anderen Züchtern zu spüren bekommen, als sie sich entschlossen „Don Carlos“ zu zeigen. Sie versicherten, dass es nicht ihr Ziel ist für die Coloupoint Maine Coon zu werben. Sie überlegten jedoch, dass man so auf keinen Fall damit weitermachen konnte – und sich nicht mehr länger vor der Realität verstecken durfte. Und dass nur Massenaufklärung und Kooperation all die genetischen Überraschungen ausmerzen konnten, welche die Maine Coons noch in ihrem Erbe trugen.


Besonders stellten sich die folgenden Fragen:

Haben Sie oder einer Ihrer Bekannten Erfahrung mit dem Maskenfaktor der Maine

Coon?

Ist eine Massenkastration der richtige Weg?

Kann es sein, dass das Pointgen schon zu oft verschwiegen wurde, wegen der Angst

vor den Konsequenzen?

Ist es nicht schon zu spät um noch über Verhinderung zu sprechen?


Ich persönlich war überaus schockiert über die gewalttätigen Reaktionen einiger Züchter, welche denken, dass es der einzige Weg ist die Existenz des Problems zu leugnen. Und ihre Züchter-Kollegen bedrohen, welche ehrlich genug sind, zuzugeben, dass in ihrer Zucht einige ungewöhnliche Dinge passierten. Ein gesundes Tier einzuschläfern zu lassen, mit der Rechtfertigung, es hätte nicht die richtige Farbe ist sicher keine Lösung und stellt höchstens die Zuchtethik dieser Leute in Frage. Ich würde lieber glauben, dass, selbst wenn finanzielle Interessen bestehen, die meisten von uns, die eine Maine Coon besitzen oder sie züchten, das aus Liebe zur Katze machen. Ich denke, dass diese Gemeinsamkeit sie vereinen - und in der Weitergabe von Informationen, zum Wohl der Katzen, stärken sollte. Warum nicht durch diese Zeitschrift?


Als Fazit und um die Diskussion zu eröffnen habe ich die Meinung von Marianne Simon erfragt, die bekannte Züchterin der Masaitana Cattery. Sie sagte: „Ich habe noch keine Coloupoint Maine Coon gesehen, ich kann sie mir nur vorstellen und ich mag dieses Bild nicht. Das Pointgen kann nur durch eine Katze vererbt werden, welche es schon trägt also wer ist der Schuldige? Siamesen, Birmas, ... ?“ Es wäre interessant die Stammbäume zu sehen und Fotos der ganzen Würfe und deren Eltern aber nur weil ich neugierig bin und sicherlich nicht, um das Pointgen weiter auszubauen. Ich mag die normale Maine Coon und möchte sie nicht in anderen Färbungen sehen. Wir müssen auch an andere, viel perversere Aspekte denken, welche zu einer Veränderung des Verhaltens führen, aufgrund der Einkreuzungen von anderen Rassen. Und genau das ist uns nicht erlaubt zu tun, wir dürfen nicht zerstören, was die Natur geschaffen hat, die außergewöhnlichen Vorzüge der Maine Coon. Last uns wie die Natur arbeiten und ihren wildes und natürliches Aussehen bewahren!“


Sources.: articels signed by Marion Meister and Orject Droessler, Nina Weigel-Tichy, breeders of the 1. MCCC and an unsigned article.


Thanks to Maryse Gunderson for her help.


Mit freundlicher Genehmigung der Autorin des Artikels, © Elisabeth Morcel.